Digitalisierung und Kreativität und was Empathie damit zu tun hat
1070
post-template-default,single,single-post,postid-1070,single-format-standard,bridge-core-2.6.4,qode-page-transition-enabled,ajax_fade,page_not_loaded,,qode_grid_1300,footer_responsive_adv,qode-content-sidebar-responsive,qode-theme-ver-24.9,qode-theme-bridge,qode_header_in_grid,wpb-js-composer js-comp-ver-6.5.0,vc_responsive
 

Digitalisierung und Kreativität und was Empathie damit zu tun hat

Digitalisierung und Kreativität und was Empathie damit zu tun hat

Worum es in diesem Beitrag gehen wird:

 

  • Der digitalisierte Mensch
  • Unsere Empathie
  • Digitalisierung und Kreativität
  • Und wie alles irgendwie dann doch zusammenhängt

 

Der digitalisierte Mensch – ein erstrebenswerter Zustand oder bleibt das eine Utopie?
Besser, es bleibt eine Utopie. Mir würde das Angst machen. Maximal in einem Kinofilm berausche ich mich an der exakten Analytik eines programmierten Menschen, den wir dann dort als humanoiden Roboter durchs Bild eilen sehen; im wahren Leben wünsche ich es mir immer noch analog, mit Fehlern behaftet, jedoch flexibel genug beim Entscheiden, sodass ich bei der Rotation der Erde nicht von ihr falle.

Weil ich es liebe, anlog zu sein. Weil es mich als Menschen rund macht und auszeichnet, wenn ich mein Verhalten im Beruf und im Privaten stufenlos und beliebig fein im Verlauf auf und ab regulieren kann und es im „Dynamikbereich“ theoretisch unendlich viele Werte annehmen kann. Und das steht nun einmal im Gegensatz zu einem „digitalisierten Menschen“. Hurra, ich bleibe Mensch, was will ich mehr. (Sorry, ich kombinierte in diesem Absatz sehr frei eine Wikipedia Definition von „analog“ mit meinen Gedanken.)

Was das mit Empathie zu tun hat
Empathie – oder besser nur funktionieren

Wozu Empathie, wenn es doch so praktisch wäre, nur zu funktionieren, so komplett, ohne sich ständig auf jemanden einzulassen und mitzubekommen, wie das Erlebte des anderen bei mir ankommt?

Exkurs: Empathie

bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Bedürfnisse, Empfindungen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nach zu empfinden. (Wikipedia) Ich setze gern „und entsprechend zu handeln“ hinzu (bei Wikipedia: die Fähigkeit zu einer angemessenen Reaktion). Was nützt es mir im beruflichen Kontakt, wenn ich zwar erkenne, dass es einer Kollegin nach einer Kritik nicht gut geht und sie sich Gedanken darüber macht, wie die Aufgabe beim nächsten Mal anders, besser, richtig bewältig, wenn ich nicht in der Lage bin, ihr eine „Brücke“ zu bauen, die es ihr ermöglich, genau das zukünftig zu tun. Schön aufpassen: Empathie ist keine Emotion. Sie ist „meine“ Reaktion auf die Emotionen eines anderen – und seiner Bedürfnisse, Empfindungen, Gedanken, Motive …

Daher:
Exkurs: Emotion (nach Roland P. Lange)

Komplexes Muster von Veränderungen, die physiologische Erregung (z. B. mein Puls steigt), Gefühle (z. B. Angst, Wut, Hilflosigkeit), kognitive Prozesse (z. B. „Hier lauert die Gefahr“) und Verhaltensweisen (z. B. Flucht) einschließen. Sie treten auf, als Reaktion auf individuell bedeutsame Situationen. Obwohl von hoher Intensität sind sie von kurzer Dauer. Gefühle entstehen durch Bewertung von Ereignissen und spiegeln die Erlebnisqualität von Emotionen wider. Sie sind daher eng verknüpft mit emotionsbezogenen Kognitionen.

Angenommen, dass die Digitalisierung Kreativität verlangt – Neues erschaffen, schöpferisch tätig zu sein, und sie nach Innovationen strebt (Neues in die Welt zu tragen und daraus einen erlebbaren Nutzen werden lassen), dann sollten wir uns fragen, wie wir Menschen-Typen es schaffen.

Jeder von uns kann kreativ sein.

Wir brauchen fürs Überleben und für das Gestalten des Lebens die Fähigkeit, kreativ zu sein.
Aus welchem Grund sonst erfanden wir das Streichholz oder die Benzinkutsche? Ich jedenfalls will nicht im Dezember in Mitteleuropa am Lagerfeuer in Ledershorts sitzen, und mir ständig die Finger wund am Stöckchen reiben müssen, nur um dieses Feuer wieder zu entfachen, weil Wärme angenehm ist und gebratene Tauben überhaupt erst schmecken (sorry, liebe Tiere schützende Menschen, es ist eine abgewandelte Metapher).

Unser Sozialinteresse darf auch herhalten – die Fähigkeit, Interesse gegenüber dem anderen und seinen Themen zu haben.
Wenn wir unsere Gegenüber als jemande erleben, die Fragen stellen und keine Verurteilungen vornehmen, nur weil ich wieder einmal eine unausgegorene Idee äußerte, erleben wir ihre Empathie. Das gibt ihnen die Chance darauf, sie vermutlich als sympathisch zu empfinden.

So zu denken und zu handeln, gibt uns die Gewissheit, in schwierigen Situationen z. B. im Umgang mit Kunden (w, m, d), Patienten, Mitarbeitern, Kolleginnen oder Fordernden, Aufgeregten, Wütenden, Frustrierten, tiefen entspannt umzugehen. Wir zeigen ihnen – was nicht unbedingt wortreich und redegewandt zu erfolgen braucht, dass wir ihr Verhalten so annehmen, wie es ist, als aufgeregt, wütend, fluchend ohne sofort „draufzuspringen“ mit der Aussage: „Beruhigen sie sich“ oder gar: „So bitte nicht“ oder mit unserer eigenen emotionalen Regung oder einer sachlichen Reaktion, die unpassend wirken kann.

Exkurs: Wut

entgegnet der Mensch mit drei Handlungs-Möglichkeiten: Weglaufen, Aushalten, Kampf. Ich gehöre zu denen, die lernten, die Wut eines anderen erst einmal auszuhalten. Weglaufen geht immer noch, meistens. Angebracht wäre es dann, wenn es keinen Sinn mehr macht, stehenzubleiben und sich etwas anzuhören, oder sich der Gefahr auszusetzen, dann doch etwas auf die Nase zu bekommen; die ist so und so schon ausreichend krumm, bei mir. Wenn eine Situation nicht besser wird, weil sie nicht besser werden kann, von den Möglichkeiten her oder dem Ansinnen nach, dann ist Gehen gut. Wieder zurück zur Und wenn dieser er (dieser Mensch) dann zusätzlich in diesem Moment authentisch ist, nun dann, dann haben wir sehr gute Voraussetzungen, um an unser kreatives Vermögen heranzukommen. Das wir ja brauchen, für die Entwicklung der Menschheit oder für die unserer Firma, unseres Unternehmens oder unserer Familie.

Willkommen auf dem „Spielplatz“ der Entwicklung: Die Empathie und ihre Gegenspielerin, die Empathie-Angst.

Man kann es auch im Kleinen so sehen: allein die Empathie ist für die Kreativitäts-Entwicklung des einzelnen Menschenwesens zuständig. Nehmen Sie diese Aussage bitte einfach an, ohne nach einer ausführlichen Begründung in diesem Blogbeitrag suchen zu wollen.

Die Entwicklung meiner Empathie hilft, mich in einen anderen hineinzuversetzen. Dadurch lerne ich zu bestimmen, ob eine Situation gefährlich ist, angsteinflößend, oder eben nicht gefährlich ist. Sehr vereinfacht ausgedrückt. Es ist nun mal auf Dauer ungesund, einem Grislybären die Hand zum Gruß zu geben (ja klar, ist auch kein Mensch).

Und irgendwann sitze ich in einem Projektteam und darf kreativ sein. Wenn mich dann meine Angst daran hindert, eine Idee zu haben und sie zu äußern, nur weil ich dem Grunde nach über die ersten 100 Jahre meines Lebens eine Empathie-Angst entwickelt habe, wie das ankommt bei meinem Gegenüber, wenn ich sage, was ich denke, und wenn ich dann zusätzlich mit seiner Gegenreaktion rechnen darf, nun, dann ist Schluss mit lustig für mich und das Ende des kreativen Prozesses naht. Wer hat gewonnen? Der, der die besseren Rahmenbedingungen hat, in dem sich das kreative Potential entwickeln darf.

Kommen Sie jetzt bitte nicht vor lauter Verzweiflung auf den Gedanken, einen Roboter für sich erstens zu erfinden und zweitens für sich einzusetzen in diesem Projetteam. Geht nicht. Der Mensch ist kreativ, noch nicht der Roboter.

Weil etwas zurückkommen kann, von der lieben Kollegin oder dem Kollegen, füge ich noch einen Exkurs hier ein:

Exkurs: Die Sache mit der Übertragung und Gegenübertragung

Was nicht dazugehört, und doch passiert –

Übertragungen sind normal. Sie erinnern uns an etwas Vergangenes, Menschen oder Ereignisse. Dieses Erinnern wird übertragen auf eine Person, die zeitlich und inhaltlich nichts mit dem Vergangenen zu tun hat – nicht mit der Person, nichts mit dem Ereignis. Es sieht „nur“ so aus. Passiert allerdings wohl eher nicht bewusst, also unbewusst. Wirkt allerdings auf den anderen, etwas eigenartig, nach dem Motto: „Was ist hier los, was soll das?“ Übertragungen werden aufgelöst, können aufgelöst werden. Wie? Es braucht Bewusstheit und Übung. Schaffe ich es, mir schnell bewusst zu werden, was etwas Erfahrung, Übung und einen Stress freien Moment bedarf, dann wird alles gut. Momente, in denen mein Gehirn „spazieren“ gehen darf, weil es ungenutzte Kapazität hat, die es braucht, um Bewusstheit zu erreichen. Dafür reichen manchmal Sekunden oder Minuten; ein anderes Mal braucht es vielleicht eine Stunde oder länger, eine Badewanne oder einen Spaziergang.

Das ich fand:

„Es gibt kein aktuelles Erleben ohne Verbindung zur Erinnerung; vergangene Erfahrungen werden in die aktuell erlebte Gegenwart übertragen und die entsprechende Reaktion, die Gegenübertragung von davon betroffenen Beziehungspartnern, steht damit in mehr oder weniger engem Zusammenhang. Es geht also bei einer Übertragung um die Neuinszenierung von Erinnerung unter veränderten äußeren Bedingungen, um einen Vorgang, der unbewusst abläuft und sich ständig wiederholt (Barwinski, 2010). Das Wissen um diese Dynamik müssen sich vor allem diejenigen aneignen, die in pädagogischen und therapeutischen Berufen tätig sind, damit sie sich im Spannungsfeld ihres Berufsalltags besser orientieren können.“ (Quelle: Hans Holderegger: Die Bedeutung der Übertragung und Gegenübertragung im Alltag und in der Psychotherapie. In: Psychotherapie-Wissenschaft. Bd. 4, Nr. 1. 2014)

Eigenschaften empathischer Menschen

Wenn Sie in Ihrem Fachbereich nach empathischen Menschen suchen, weil Sie erkannt haben, dass die hervorragend geeignet sind für kreative Prozess, dann erkennen Sie diesen Menschen möglicherweise wie folgt:

  • Sie sind gut in ihrer Selbstwahrnehmung
    Empathische Menschen kennen sich und ihre eigenen Gefühle sehr gut und lassen diese auch zu.
  • Sie sind mit sich selbst ehrlich und sind sich bewusst über ihre Wirkung auf andere Menschen.
  • Sie sind neugierig.
    Eine gesunde Neugierde führt zu einem ehrlichen Interesse an Menschen, ohne diese zu bedrängen und an den Dingen, die andere berühren und bewegen.
  • Sie hören zu.
    Sie nehmen sich die Zeit, richtig zuzuhören. Sie lassen sich ein beim Zuhören auf den anderen (das wäre ja wohl genau das: Empathie) – ich nenne das gern: einlassendes Zuhören.
    Mit etwas Übung werden Sie zukünftig sehr schnell erleben, ob Ihnen Ihr Gesprächspartner/Partnerin zuhört. Sie werden erleben, wie das ist: der Gesichtsausdruck wirkt hochkonzentriert, ernst. Ihr Gegenüber lässt seine eigenen Gedanken kommen und gehen, um konzentriert Ihren zu folgen. Wenn Sie das mit Kindern ausprobieren wollen: es kann positiv berauschend sein, was sie dann so aus der Lebenswelt Ihres Kindes erfahren werden – bei Erwachsenen ebenso.
  • Sie verabschieden ihre Vorurteile – sofern sie welche haben, und haben sie welche, so sind sie nicht gefestigt.
  • Sie lassen sich vom Gegenteil überzeugen – ohne Kampf und Krampf.
  • Empathische Menschen sind sich bewusst, was Sprache, Wortwahl, Tonfall auslösen können an Gefühlen und Wirkungen.

 

Fazit
Die Digitalisierung braucht uns Menschen, Binsenweisheit. Wir werden in einem besonderen Maße gefordert, kreativ zu sein und es zu bleiben. Das benötigt in Unternehmen und Institutionen – überall dort, wo gemeinsam gearbeitet wird an Produkten, Dingen, Dienstleistungen und Leistungen bestimmte Rahmenbedingungen. Zu diesen Rahmenbedingungen gehört auf jeden Fall, dass wir die Art, wie wir kooperieren „wieder beleben“ und auch deswegen unser emphatischen Vermögen gestalten.