Agil, proaktiv, kollaborativ – für eine sich verändernde Welt, die digital geworden ist - Joachim Hartmann Coach & Trainer
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Agil, proaktiv, kollaborativ – für eine sich verändernde Welt, die digital geworden ist

Agil, proaktiv, kollaborativ – für eine sich verändernde Welt, die digital geworden ist

(Ein Gedankengang, der 2012 aktuell gewesen wäre.)

Die Welt ist satt. Ich kann das Rad nicht zweimal erfinden. Doch irgendwann kommt irgendwer auf die Idee, das alte Holzrad aus dem Keller zu holen, es neu zu satteln und damit durch die Welt zu radeln. Anschließend wird es verkauft als etwas Neues.
Die Welt will Neues. Ja, die Welt dreht sich, wir brauche Ideen, wir brauchen die Fähigkeit kreativ zu sein, weil sich die Bedingungen unseres Lebens verändern, weil unsere Existenz als Mensch fortwährend Bedürfnisse erzeugt.

Das ist der normale Gang der Dinge, des Lebens.
Wirtschaft ist nun der Teil unserer Existenz, der diese Bedürfnisse materialisiert – in Form von Produkten und Dienstleistungen und auch idealisiert – in Gestalt von Werbung oder gar Politik.

Eine kleine Gedankenschleife, um zu verstehen, weshalb ich zwischen einer sich ändernden Welt und Begriffen einen Zusammenhang sehe.

Zum Beschreiben von Dingen und Erscheinungen schufen wir Menschen Begriffe, den Begriff. Das Wort Begriff spricht den Bedeutungsinhalt einer Bezeichnung oder Vorstellung an. Begriffsinhalte werden definiert und können in unterschiedlichen Sprachen unterschiedliche Bedeutungen haben.

Für meinen Duden bedeutet agil schlicht und ergreifend: flink, wendig, beweglich.

Proaktiv

Mein Duden von 2017, 27. Auflage, kennt es noch nicht: proaktiv. Dort finde ich lediglich „aktiv“, als: tätig, wirksam. Erst meine Wörterbuch-App definiert proaktiv als: frühzeitig, vorausschauend, im Voraus wirkend, klar im Hinblick auf zukünftige Herausforderungen.
Der Bedeutungskosmos (Kontext) macht den Unterschied: Wirtschaft.

Proaktiv – eine sprachliche Neuprägung (Neologismus).

Stephen R. Covey hilft

Neu?
Nicht wirklich.
In seinem Buch „Die 7 Wege zur Effektivität, Prinzipien für persönlichen und beruflichen Erfolg“ (1989) widmet sich der Autor Stephen R. Covey einem ganzen Kapital zu, dass seinen „1. Weg Pro- aktiv sein“ erklärt (22. Auflage, Seite 77 bis 107). Lesenswert, schön amerikanisch in epischer Länge. Kurzform: Wir Menschen haben es in der Hand, auch unter ungünstigen Umständen, frei zu wählen, zwischen aktiv sein und werden und dem sich Gehen-Lassen in einer Welt, wo ständig andere bestimmen (bestimmen wollen), wie die Welt um uns herum zu sein hat. Diese Freiheit kann sich allerdings auch als reines „Leben in einer eigenen Gedankenwelt“ abspielen, also mental.

Vielleicht reicht es aber auch, sich auf zwei der vielen Coveyschen-Gedanken zu fokussieren: Initiative ergreifen und weniger „reaktiv“ sein.
Sie kennen beides!
Die einen wissen, dass die Badewanne überlaufen wird, wenn nicht rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden, sie beauftragen das Kind, den Füllstand zu beobachten und nach 5 Minuten den Zufluss von Wasser zu stoppen durch Betätigen der Mischbatterie. Andere kümmern sich um andere Dinge, während das Wasser läuft und wischen anschließend auf. Ja, klar, Beispiele hinken. Ja, ich kann es gern komplizierter machen.

Vielleicht haben wir schlicht vergessen, dass es pro-aktiv zugehen kann, weil wir zu sehr aktiv sein wollen? Vielleicht haben wir nur vergessen, dass proaktiv bedeutet, vorausplanend und zielgerichtet zu handelnd? Vielleicht kennen wir einfach den Unterschied nicht mehr, dass wer proaktiv ist an das

Zukünftige denkt und darauf ausgerichtet eben zielgerichtet aktiv wird. Ich werde jetzt aktiv. Ich plane mein Ziel – voraus – und bin in diesem Sinne pro-aktiv.
Ist doch einfach. Jedoch: weil ich Angst habe vor dem, was kommen kann und es auch unklar und wage bleibt, ob es je eintreten wird, mache ich gar nichts und schwimme durch den Tag. Angst vor Initiative. Nicht lustig.

Aktiv und proaktiv – beides ist in unserer Gesellschaft positiv belegt.
Wir lieben – na ja, viele unter uns, Menschen, die vorausschauend planen und sich am Zukünftigen (was das auch immer sein kann) orientieren und sich dann hochraffen, um dorthin zu kommen.

Proaktiv und agil – unserer Gesellschaft braucht Initiative und bewegliches Handeln – sehr gern genau aus mindestens einem Grund: die Digitalisierung – der technische Fortsachritt – kann nur dann weitere, positive Wirkung entfalten kann, wenn wir Menschen das bewusst, vorausschauend, handelnd bewältigen werden.

Wenn ich heute weiß, dass meine Bürotätigkeit in ein paar Monaten digitalisiert wird oder gar wegfällt, dann kann ich heute schon Initiative ergreifen, aktiv werden, um mir eine Fortbildung zu besorgen oder meinen Vorgesetzten höllisch auf den Kranz gehen, was wir alle zusammen unternehmen wollen, um auf den definierten zukünftigen Zustand vorbereitet zu sein.

Na klar – wir können nicht alles in einer dynamischen und komplexen Wirklichkeit vorausschauend planen, einkalkulieren. Das Zufällige und das, was nicht voraussehbar und nicht zu erwarten ist, steht uns „blind“ im Weg. (Fast unlogisch: wie kann mir etwas im Weg stehen, was ich nicht sehe? Daher: blind.)

Und neben der Digitalisierung gibt es sehr wohl weitere Aufgaben und Notwendigkeiten, die es zu bewältigen und zu lösen gilt (z. B. die Zunahme der Komplexität der Dinge und Erscheinungen, die Erhaltung der Umwelt, die Wahrung des ökologischen Gleichgewichts, soziale Fragen …).

So gesehen wirken Aussagen von Mitarbeitern oder Kolleginnen recht speziell: „… wir haben es unserer Chefin schon sehr oft gesagt und nichts ist passiert“.

Exkurs – Agil

Das mit dem Agilen fanden wohl vor ein paar Jahren wohl die Software-Entwickler sehr spannend. Sie schufen eine „agile Welt“: „Agile Softwareentwicklung Softwareentwicklungsprozess“ Sie schufen agile Leitsätze, agile Prinzipien, agile Methoden und agile Prozesse, wie z. B.: Scrum, Kanban. (vergleiche: https://de.wikipedia.org/wiki/Agile_Softwareentwicklung). Eine agile Welt.

Im Management erhält Agilität

dann diese Bedeutung, als ein „… Merkmal des Managements einer Organisation … oder Behörde …flexibel darüber hinaus proaktiv, antizipativ und initiativ zu agieren, um notwendige Veränderungen einzuführen.“
Bisher waren Organisationsstrukturen eher stabil, an Prozessen und/oder an Projekten orientiert oder Mischformen. Das Umfeld ändert sich – Dynamik, Komplexität, Digitalisierung, Unbeständigkeit – diese Organisationsstrukturen können höchstwahrscheinlich aufgrund ihrer Hierarchie, ihrer Strukturen mit dem Wandel nicht mithalten. Agilität bedeutet hier, die Fähigkeit, in einer Wettbewerbssituation zu operieren, teilweise gewinnorientiert. Prägend für diese Situation ist der sich ständig und unvorhersehbar ändernde Kundenwunsch. Im öffentlichen Dienst stehen hier die Bürger mit ihren Wünschen, Bedürfnissen und Anliegen, die sie haben, weil sich genau ihre „Welt“ ändert. (vergleiche: https://de.wikipedia.org/wiki/Management)

Dann leben wir mal agil, in der Wirtschaft und anderswo.

Dann ist da noch – „Kollaboration“ – Vorsicht
Ich wunderte mich: Wozu dieser Begriff im 21. Jahrhundert? In meinem Duden finde ich ihn nicht. Dort finde ich „Kollaborateur – der, der mit dem Feind zusammenarbeitet. So wurde dieser Begriff in meinem Gedächtnis verankert: Zusammenarbeit mit dem Feind im Zweiten Weltkrieg. Das wiederum war und ist bei mir verankert mit dem Widerstand gegen den Aggressor.

Exkurs: Die Résistance
Als „…Sammelbegriff für französische, belgische und luxemburgische Bewegungen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus während des Zweiten Weltkriegs sowie gegen die mit der deutschen Besatzungsmacht kollaborierenden inländischen Institutionen und Bevölkerungsgruppen. (Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Résistance).

Wozu heute dieser Begriff, der historisch besetzt ist?
Weil es womöglich in anderen Sprachen einen anderen Bedeutungsinhalt gibt, der dann gern auf unseren Sprachraum übertragen wird. Alle Leser, die Linguistik studierten, sehen mir bitte mein laienhaftes Denken bezogen auf „Wortherkunft“ nach.

Digitale Kollaboration
Wieder hilft mir das Eintauchen in die Welt der Suchmaschinen. Jetzt darf sich mein Verständnis entwickeln, digital kommt hinzu. Aus Kollaboration wird digitale Kollaboration. Das dann soll mehr verdeutlichen, dass wegen der Möglichkeiten, die uns Technik bietet, digital zusammengearbeitet wird, virtuelle und mit technischen Tools. Willkommen in der digitalen Welt.

Digitale Kollaboration vernetzt Informationen und deren Bereitstellung über digitale Plattformen. Teams, MitarbeiterInnen können dezentral zusammenarbeiten. Ohne Feind. Wir alle – mehr oder weniger – erleben es „hautnah“: Home-Office, mobiles Arbeiten, Web- Konferenzen, Webinare, Online-Veranstaltungen, das gemeinsame Arbeiten zugleich an geöffneten Dokumenten von unterschiedlichen Orten aus. Und sicher noch mehr.

Alles klar?
Nicht immer ist agil gut, um das Bewegliche zu beschreiben und zugleich doch auch. Nicht immer brauchen wir betonen, dass wir proaktiv arbeiten, wenn wir doch nur aktiv meinen. Manchmal ist es viel besser Kooperation zu verwenden, wenn wir Zusammenarbeit meinen. Dann bleibt Kollaboration der Geschichte vorbehalten und den digitalen Tools.