01 Jan Demografie – wie binde ich junge Fachleute?
Es gibt wohl Regionen in unserem Land, in denen junge Fachleute in ihren ersten Berufsjahren eher leben und arbeiten wollen als in anderen.
Nun kann man das drehen und wenden, wie man will: Der eine Arbeitgeber wird sich einer Flut von Nachfragenden kaum erwehren können. Jedoch der andere? Zum Beispiel ein Betrieb aus dem regionalen Netzwerk Metall Eberswalde, er wird sich Gedanken darüber machen müssen, wie er junge Fachleute überhaupt findet, und wenn er sie gefunden hat, wie er sie länger als zwei Jahre an seinen Betrieb binden kann. Berlin mit seiner Magnetwirkung auf junge Menschen ist ja noch nah genug. Doch wie ergeht es den Unternehmen im Emsland, denen in der Uckermark, in Vorpommern oder denen in Sachsen-Anhalt?
Ich denke, dass es in Zeiten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels immer wieder so war und sein wird, dass die einen gehen und die anderen kommen.
Doch das wird noch lange keine Fachfrau bewegen, allein wegen der Arbeit in eine Region zu ziehen, in der sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Ich meine hier hoch spezialisierte Fachleute, die eben nicht im Überfluss vorhanden sind und die sich die Jobs aussuchen können, die aber von Unternehmen gebraucht werden, um deren wirtschaftliches Fortbestehen zu sichern.
Was ist zu tun?
Die schlechte Nachricht: Eine Patentlösung wird es nicht geben, einer Binsenwahrheit gleich. Sie müssen sich schon Gedanken machen.
Hier einige Ideen junger, zukünftiger Fachleute, Frauen wie Männer, denen ich in einem Seminar die Frage stellte: „Was würde Sie veranlassen, sich langfristig an ein Unternehmen zu binden, auch wenn es nicht in einer attraktiven Region beheimatet ist?“
Ungeordnet deren Gedanken, wie im Brainstorming. Zu jedem einzelnen fallen Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, ganz sicher viele Hinzufügungen ein, richtig oder falsch. Ich lasse sie einfach so gelten, zum Nachdenken regen sie sicher an:
- Gute Bezahlung
- Verantwortung übernehmen
- Atmosphäre/Betriebsklima (gelebte Zusammenarbeit, sich einarbeiten können, dabei eine Begleitung erfahren, aufgenommen werden, angenommen werden, Hilfestellung bekommen)
- Herausfordernde, anspruchsvolle Aufgaben – nicht irgendetwas
- Sich durch die Arbeit bestätigt fühlen
- Sich fair behandelt fühlen
- Sich vom ersten Gespräch an in seiner Einzigartigkeit wahrgenommen fühlen
- Flexible Arbeitszeit bis hin zur Heimarbeit
- Gutes Umfeld, Bedingungen: Kitaplätze, Werkswohnung, Unterstützung bei der Wohnungssuche
- Freiwillige soziale Leistungen (Sportangebote, Vermögenswirksame Leistungen, Versicherungen)
- Gute Kommunikation zwischen den Unternehmensbereichen und mit den Chefs
- Teilnahme an Fortbildungen
- Teilnahme an Messen, Fachtagungen
- Sich einbinden dürfen in fachliche Netzwerke
- Kontakte pflegen dürfen, die dem fachlichen Austausch dienen, ohne Angst vor Kritik, weil diese nur dazu dient, sich anderweitig zu bewerben
All diese Dinge wollen junge Fachkräfte (ohne es verallgemeinert verstanden zu wissen) nicht zugleich, nicht in absoluter Perfektion. Ihnen ist wichtig (und ganz sicher vielen Mitarbeitern), dass sie so etwas erleben wie ein echtes, wahres „Wir wollen Sie“ und auf keinen Fall: „Sie sind ein Produktionsfaktor, eine Kostenstelle, ein Posten in unserer Investitionsplanung“.
Eigentlich wissen wir das doch. Was hindert uns daran, es so zu leben?